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Generative AI first

Ein Blick hinter die Kulissen unseres Tech Camps 2023

Autor

Michael Wolf
Head of Technology
bei SYZYGY Techsolutions

Lesedauer
5 Minuten

Publiziert
16. Juni 2023

Generative AI ist in aller Munde. Es beschäftigt die gesamte digitale Arbeitswelt. Auch wir setzen uns intensiv mit dem Thema auseinander, lernen den (verantwortungsvollen) Umgang mit den neuen Möglichkeiten und arbeiten an unserer AI Policy. In diesem Zuge lag es nahe, AI auch zum Thema unseres ersten SYZYGY Techsolutions Camps 2023 zu machen. In einem Generative AI Hackathon sollten Lösungen für eine reale, interne Projektanforderung entwickelt werden. Wir haben viel erwartet und noch mehr erreicht. Hier ein Blick hinter die Kulissen des Camps.

Am 01. und 02. Juni trafen sich 22 Kolleginnen und Kollegen zum ersten SYZYGY Techsolutions Camp 2023 im Taunus. Übergreifendes Thema: Generative AI. Wir wollten an einem konkreten Projekt evaluieren, wie und wo uns Generative AI bei unserer täglichen Arbeit helfen kann. Drei Gruppen haben sich an den zwei Tagen intensiv damit auseinandergesetzt.

AI first

Natürlich ist das Thema Generative AI mittlerweile nicht mehr neu. Wir probieren viele Tools und Services in verschiedenen Projekten und  Bereichen aus und identifizieren dabei immer weitere Use Cases für uns und unsere Kunden.

Dennoch stehen wir nach wie vor am Anfang. Wir wissen, dass die Erfolgsgeschichte von AI für die breite Masse – und somit auch für uns – gerade erst startet. Angesichts der Geschwindigkeit mit der – beinahe täglich – neue Entwicklungen aufkommen, ist es für uns aber gar nicht so leicht, Schritt zu halten.

Das ist nicht weiter verwunderlich. Wir haben es hier mit einem signifikanten – vielleicht gar disruptiven – Technologieschritt zu tun. Es liegt in der Natur disruptiver technologischer Neuerungen, deutlich schneller da zu sein, als die Welt darum herum braucht, diese zu adaptieren.

Wir nähern uns dem Thema Schritt für Schritt und versuchen es schnell und professionell in unsere tägliche Arbeit integrieren. Einer dieser Schritte: Integration von AI in die Team- und Projektarbeit.

Challenge accepted!

Bisher haben wir mit Generative AI eher spezifische Aufgaben umgesetzt, die wir zudem sehr individuell angegangen sind. Wir haben die neuen Werkzeuge bislang wenig kombiniert oder sie über alle Gewerke und über den gesamten Software Development Lifecycle hinweg gemeinsam im Team angewendet. Schon gar nicht waren sie zentrales Thema eines Projekts. Aber genau das wollten wir ausprobieren und so bekamen die drei Gruppen unseres Camps folgendes Briefing:

Konzipiert und entwickelt mit Hilfe von ChatGPT, GitHub Copilot & Co ein HR-Tool zur Erleichterung unseres Recruiting-Prozesses. Startet bei null.

Getreu unserer Core Values “We get shit done” und „We are bold“ legten die Teams sofort los und setzten noch einen drauf. Sie gaben der Initiative einen besonderen Vibe, indem sie sich selbst folgende Bedingungen auferlegten:

  • Möglichst ALLES soll mit Unterstützung durch AI gemacht werden
  • Wir verwenden einen Tech-Stack mit dem wir noch nicht gearbeitet haben
  • Rollentausch auf möglichst allen Ebenen. Das heißt, UI-Spezialisten machen das Backend und umgekehrt
Das Camp

Das Camp an sich – so viel Zeit muss sein – wäre auch ohne die spannenden Ergebnisse zu Generative AI ein voller Erfolg gewesen. Wir hatten eine tolle Zeit, getragen – wie immer – durch unsere Kolleginnen und Kollegen, bunt gemischt aus verschiedenen Teams und Bereichen.

Das Camp fand im Collegium Glashütten im Taunus statt, ca. 30 Minuten von unserem Office in Bad Homburg entfernt. Der Veranstaltungsort war ideal für unser Zweck: zwei Tage Workshop + Übernachtung. Wir hatten moderne Zimmer, gut ausgestattete Konferenzräume mit Zugang zum wunderschönen Außenbereich mitten im Grünen. Dazu All-Inclusive-Bewirtung mit Frühstück, Mittags- und Abend-Buffet sowie einer gut ausgestatteten Bar.

Abgerundet wurden die zwei Tage durch perfektes Wetter. Strahlender Sonnenschein, 25 Grad, mitten im schönen Taunus. “Geht schlimmer!”

Tag 1

Am Donnerstag starteten wir nach einer kurzen Einführung mit einer lustigen Outdoor-Challenge. Jürgen, einer unserer Teamleiter Software Development, brachte die Gruppen mit einer vermeintlich lächerlich einfachen Aufgabe physiologisch durchaus an ihre Grenzen.

Es war unterhaltsam zu beobachten, wie sich die Haltung der Teams von „wie schwer kann es sein einen Stab auf den Boden zu legen“, über Ratlosigkeit („das gibt’s doch nicht“) zu einer Phase höchster Konzentration drehte, deren Intensität mindestens der eines Bombenentschärfungskommandos bei der Arbeit glich („laaaaaangsaaaaam!“😉).

Danach gingen die Gruppen in ihre Teamräume und begannen mit der Umsetzung. Es begann in allen Teams mit einer kurzen Findungsphase. Das ein oder andere Heiß- und Kaltgetränk, ein leckeres Mittagessen und diverse Prompts später hatten die Teams am Nachmittag bereits erste Ergebnisse erzielt. Konzept, Projektplan, Backlog, Arbeitsaufteilung, Technologie und Repo standen.

Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass unsere Erwartungen an AI als zentrales Mittel für die Durchführung von Projekten im Team übertroffen werden würden. Und so endete der offizielle Teil des ersten Tages für jedes Team mit dem Zwischenfazit: „Wird gut!“.

Es folgte ein ausgiebigen Abendessen mitsamt Live-Grill-Event durch den Küchenchef. Danach ging es an die Bar. Hier bot sich die Gelegenheit die Kolleginnen und Kollegen, mit denen man nicht jeden Tag direkt zu tun hat, noch besser kennenzulernen. Das Ganze unterstützt durch Soft-Drinks, Hopfenkaltschalen oder – für viele der Favorit – dem ein oder anderen Cocktail. Long Island Ice Tea, Planter’s Punch, Mai-Tai, Zombie und Co waren überaus lecker.

Nach der jetzt-aber-wirklich-letzten-Runde ging es schließlich müde, aber zufrieden ins Bett.

Tag 2

Der Freitagmorgen begann bei einem gemeinsamen Frühstück, mit reichhaltigem Angebot. Und dem ein oder anderem Highlight, wie z.B. Honig von der Wabe, absolut perfekt gekochten Eiern oder einem Pancakes-Maker-Automaten mit derart unglaublicher UX, dass er jeden Nutzer fassungslos zurückließ.

Nach einem erneut sehr lustigem Warm Up durch Jürgen startete der offizielle Teil. Aufbauend auf den Ergebnissen des vorherigen Tages, nutzten die Teams die Zeit bis zum Mittag, ihre Lösungen final umzusetzen.

Nach dem Mittagsbuffet (die durch den Koch frisch aufgeschnittene, gefüllte Lende mit Couscous und mediterranem Gemüse: einfach lecker) nahmen die Teams am Nachmittag den letzten Feinschliff vor und widmeten sich der Vorbereitung Ihrer Präsentationen.

Am Freitagabend endete das Camp mit jeweils einer halbstündigen Präsentation der Teamergebnisse und einer ”oskarwürdigen” Preisverleihung mit Gewinnern in den Kategorien: „Best use of ChatGPT“, „Best use of Copilot“ und „Best solution overall“. Die wohlverdienten Auszeichnungen wurden durch die Jury unter Vorsitz unseres CTO Frank Ladner feierlich vergeben.

Es wurden super Lösungen präsentiert und spannende Erfahrungen im Umgang mit Generative AI geteilt.

Pair Prompting und MobAI

Durch die immer stärkere Nutzung bei SYZYGY Techsolutions, wussten wir bereits, dass Generative AI uns in verschiedenen Bereichen helfen kann. Dass KI aber in allen Bereichen und Phasen erfolgreich unterstützen kann, hatten wir so nicht auf dem Schirm:

Während der Konzeptionsphase, der Projektplanung und dem Requirements Engineering. Bei UX/UI und der Entwicklung. Bei der Erstellung von Content genauso wie bei der Dokumentation und Vorbereitung von Präsentationen.

Der Grad der Unterstützung war eine weitere Überraschung. Die AI übernahm große Teile oder gleich die ganze Arbeit. Zudem war erstaunlich, wie wenig Nacharbeit im Allgemeinen notwendig war.

Dabei gestaltete sich das gemeinsame Arbeiten mit den Tools als Pair oder gar als “Mob” angenehm einfach und sehr produktiv. Das gemeinsame “Prompten” geschah ganz beiläufig. Generative AI stand als Sparrings-Partner jederzeit parat und übernahm dabei – fast unbemerkt – ganz unterschiedliche Aufgaben.

Dass GitHub Copilot zum Entwicklungs-Partner, ja zum Pair Programmer werden kann, unterschreiben wir vollkommen. Dass die AI, und hier speziell ChatGPT, aber nicht nur Werkzeug zum Erstellen von Content und Code ist, sondern je nach Bedarf auch Ratgeber, Researcher, Consultant, Trainer, Projekt-Manager oder Reviewer ist, hatten wir so nicht erwartet.

Learnings

Das Potential der Modelle ist mit Sicherheit noch nicht ausgeschöpft und wird sich mit unserer zunehmenden Erfahrung mehr und mehr realisieren lassen.

Hier ein paar Learnings aus den zwei Tagen:

  • Der von den Teams gewählte “AI First”-Ansatz funktioniert. Sogar mit der selbstgewählten Vorgabe, keine bekannten Technologien zu nutzen
  • Generative AI ist erstaunlich treffend und erscheint fast fehlerfrei. Das impliziert die Notwendigkeit sehr genau zu prüfen; diesen Umstand vergessen wir regelmäßig innerhalb weniger Minuten
  • Bei der Erstellung von Code gab es vor allem aufgrund der Tatsache, dass die Trainingsdaten nicht aktuell sind, Probleme (Beispiel: generierter Code passt nicht zur aktuell installierten Version eines Frameworks, in unserem Fall Next.js)
  • ChatGPT hilft in allen Bereichen, erstellt Lösungen vollständig. Insbesondere die Vorschläge zu Konzept, Projektplanung und Backlog-Erstellung haben überrascht
  • Wir wussten: Das Kontextgedächtnis von Generative AI ist aktuell noch recht begrenzt. Die Auswirkungen sind uns aber erst durch die intensive Nutzung des Chatverlaufs über zwei Tage besonders aufgefallen
  • GitHub Copilot ist Auto-Vervollständigung 2.0. Es hat insbesondere bei Boilerplate, etwa bei Modellen, Schnittstellen, Logausgaben, Headern etc. enorm geholfen, aber es braucht Kontext. Ist wenig zu beschreibender Code vorhanden, was beim Start eines neuen Projekts der Fall ist, stört es manchmal mehr, als es hilft. Sein volles Potential sehen wir daher eher beim Umgang mit gewachsener Codebasis

Fazit

Zusammenfassend waren wir sehr überrascht, wie schnell die Teams Ergebnisse erzielen konnten. Innerhalb von wenigen Stunden erstellten sie vollständig dokumentierte Konzepte, Projektpläne, Backlogs mit Stories, voll funktionsfähige und ansprechende Webapplikationen inklusive Persistenz (etwa mit React, Next.js, MongoDB, Strapi) sowie Pitch-Präsentationen ihrer Lösung. Der Anteil, den AI dazu beigesteuert hat, war sehr hoch (über alle Teams geschätzt > 80%).

Das Potential von AI ist riesig und mit jedem neuen Use Case sind wir von Neuem darüber überrascht. Deswegen freuen wir uns darauf, AI in immer mehr Bereichen unserer täglichen Arbeit einzusetzen.

Und zu guter Letzt: Camps machen unglaublich viel Spaß 🙂

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Michael Wolf
Head of Technology
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